Was ist Provenienzforschung?

Historische Karteikarten zu den Erwerbungen des Museum Clausthal-Zellerfeld in einem Holzkasten

Die Provenienzforschung befasst sich mit der Herkunft (Provenienz) von Kulturgütern. Das können Kunstwerke, Bücher oder Alltagsgegenstände in Museen sein. Sie will klären, wem die Gegenstände zu welcher Zeit gehörten und unter welchen Bedingungen sie ihren Eigentümer wechselten. In der Kunstgeschichte ist sie seit langem fester Bestandteil der wissenschaftlichen Arbeit. Seit der Washingtoner Erklärung 1998 hat die gezielte Suche nach enteigneten oder geraubten Kulturgütern für die Provenienzforschung stark an Bedeutung zugenommen.

Ziel der Forschung ist die Klärung der Herkunft von Kulturgütern. Die Ergebnisse umfassen meist auch Lebensgeschichten der früheren Eigentümer, Ortsgeschichte oder Informationen zum Kunsthandel. Sie sollen über Veröffentlichungen oder Ausstellungen in die Museums- und Bildungsarbeit einfließen. Wenn eindeutig belegt ist, dass Kulturgüter dem Eigentümer unter Zwang entzogen wurden, wird ihm oder den Erben/Rechtsnachfolgern die Rückgabe (Restitution) angeboten.

Die aktuelle Provenienzforschung in Deutschland setzt vier Schwerpunkte:

I. Kulturgüter, die in der NS-Zeit enteignet oder geraubt wurden. Es handelt sich um Gegenstände von NS-Verfolgten und um Kriegsbeute aus den besetzten Ländern

II. Kulturgüter, die in der Sowjetisch Besetzten Zone (SBZ)/DDR unter Zwang entzogen wurden

III. Kulturgüter, die während der Kolonialherrschaft in Übersee erworben wurden

IV. Kultobjekte oder menschliche Überreste (sogenannte sensible Objekte), deren Herkunft und öffentliche Ausstellung problematisch ist